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Gibt es auf dem Verbandstag doch noch eine Überraschung?

Foto: Der SV Engern mit Oliver Watermann (rechts) hofft, dass der Verbandstag für einen Saisonabbruch mit Aufsteigern, aber ohne Absteiger votiert.

 

Fußball. Eigentlich sollte es eine schnelle Nummer werden, wenn sich die Delegierten im virtuellen Raum am Samstag, 27. Juni, 2020 zum außerordentlichen Verbandstag treffen. Das Gros der niedersächsischen Vereine ist für einen Saisonabbruch mit Aufsteigern nach der Quotientenregel, aber ohne Absteiger. Das zeigten im Vorfeld diverse Abstimmungen. Auch der Verbandsvorstand plädiert nach einer Umfrage bei seinen Mitgliedern für dieses Szenario. Bis zum 5. Juni hatten die NFV-Vereine nun Zeit, weitere Vorschläge, wie mit der Saison 2019/2020 umgegangen werden soll, einzureichen. Und davon wurde seitens der Vereine reger Gebrauch gemacht. So müssen die 324 stimmberechtigten Delegierten über vier Varianten abstimmen. Das Szenario, welches die 50-Prozent-Hürde knackt, ist beschlossen. Und bei solchen Abstimmungen sind Überraschungen keine Seltenheit.

 

200 der 324 Delegierten kommen aus den Kreisen, die anteilig an den Mannschaftszahlen verteilt werden. Der NFV-Kreis Schaumburg stellt fünf Delegierte. Neben dem Kreisvorsitzenden Marco Vankann erhalten noch zwei Vorstandsmitglieder Stimmrecht sowie zwei Vertreter der Schaumburger Vereine. Da in einer Umfrage das Votum der Schaumburger klar für einen Saisonabbruch mit Aufsteigern nach der Quotientenregel, aber ohne Absteiger ausfiel, dürften die fünf Stimmen für dieses Szenario sicher sein.

 

Zuerst werden die Delegierten aber über den Vorschlag des FC Dynamo Lüneburg, der eine Annullierung der Saison vorsieht, abstimmen. Erhält diese Möglichkeit keine 50 Prozent, geht es weiter mit Variante zwei: Die Saison wird abgebrochen, mit Aufsteigern, aber ohne Absteiger. Die Berechnung der Aufsteiger erfolgt nach der Quotientenregel. Es zählt der Tabellenstand vom 12. März. Dieses Szenario fand bei vielen Umfragen im Vorfeld des Verbandstages die meiste Rückendeckung der Vereine in Niedersachsen. Mannschaften, die sich nach der ermittelten Abschlusstabelle auf einem direkten Aufstiegsplatz befinden, sollen in die nächsthöhere Liga aufsteigen. Da eine Aufstiegsrelegation nicht ausgespielt wird, steigen auch die Teams, die sich auf einem Aufstiegsrelegationsplatz befinden, direkt auf. Zweitplatzierte, die in einer Liga ohne Relegationsplätze spielen, würden demnach allerdings nicht aufsteigen. Durch das Aussetzen der Abstiegsregelung profitieren sowohl der SC Rinteln als auch der SV Engern. Denn dann hätten die Steinanger-Kicker den Klassenerhalt in der Bezirksliga sicher. Auch der SVE würde in der neuen Spielzeit weiter in der Kreisliga spielen.

Dieses Szenario würde auch den SV Engern mit Denis Stapel (rechts) vor dem Abstieg in die 1. Kreisklasse retten.

 

Bekommt dieser Vorschlag aber keine Zustimmung, knackt also nicht die 50-Prozent-Marke, dann kommt die nächste Variante ins Spiel. Die dritte Möglichkeit ist mit Auf- und Absteigern. Wird dieser Vorschlag ebenfalls abgelehnt, stellt sich das vierte Szenario, die Saisonfortsetzung dem Votum der Versammlung. Damit ist der ursprüngliche Vorschlag des NFV weiter im Rennen. Den Antrag einer Fortsetzung der laufenden Serie stellten der TuS Sulingen, SV Kickers Vahrenheide und der SV Nienstädt 09. Die Nienstädter rangieren in der Tabelle der 2. Kreisklasse in Schaumburg aktuell auf dem 2. Tabellenplatz. Durch Anwendung der Quotientenregel würde der SV 09 (2,07) aber hinter den beiden Aufsteigern SG Rodenberg (2,82) und SC Deckbergen-Schaumburg (2,17) sowie hinter den Drittplatzierten TuS Niedernwöhren-Wiedensahl II (2,08) auf Platz vier abrutschen. Damit wäre der Aufstieg in die 1. Kreisklasse verpasst.

Sollte der Vorschlag des NFV-Verbandsvorstandes auf Zustimmung stoßen, geht es mit erweiterten Anträgen zum zweiten Szenario, die dem NFV-Vorschlag untergeordnet sind, weiter. So haben auch der VfB Rot-Weiß Braunschweig, der SV Wilhelmshaven, der MTV Treubung Lüneburg, Inter Celle 07 und der SSV Kästorf Anträge eingereicht, die sich in einzelnen Punkten von der NFV-Variante unterscheiden. So geht es beispielsweise darum, ob auch Tabellenzweite aufsteigen, die in einer Liga ohne Relegationsplatz spielen oder ob nur die abgeschlossene Hinserie der Saison 2019/20 bewertet wird.

Auch für die Pokalwettbewerbe hat der Verbandsvorstand einen Plan gemacht. „Die Pokalsieger auf Kreis- und Bezirksebene sollen nach Rücksprache mit den beteiligten Vereinen und unter Berücksichtigung der behördlichen Verfügungslage bis spätestens zum 30. Juni 2020 durch Austragung der verbleibenden Pokalspiele sportlich ermittelt werden. Ist dies nicht rechtzeitig bis zum 30. Juni 2020 möglich, werden die Pokalsieger durch Losentscheid ermittelt“, heißt es im offiziellen Antrag des Verbandsvorstandes. „Die Sieger der Verbandspokalwettbewerbe (Herren/Frauen/Jugend) sollen nach Rücksprache mit den beteiligten Vereinen und unter Berücksichtigung der behördlichen Verfügungslage bis spätestens zum Schluss der vom DFB zu benennenden Meldefrist für den DFB-Vereinspokal 20/21 durch Austragung der verbleibenden Pokalspiele sportlich ermittelt werden. Ist dies nicht rechtzeitig möglich, werden die Pokalsieger durch Losentscheid ermittelt.“

 

Auf jeden Fall ist sicher, dass am 27. Juni eine Entscheidung für die niedersächsischen Fußballvereine fallen wird. Es wird so lange abgestimmt, bis ein Vorschlag über 50 Prozent der Stimmen der Delegierten bekommt. Es dauert also noch elf Tage bis die NFV-Vereine Gewissheit haben.